Zittersieg in Walldorf

SG Walldorf Astoria II – TSV Wieblingen 22:23 (7:9)

Nach der knappen Niederlage vergangene Woche gegen St. Leon sollte sich die Vorbereitung auf die Rückrunde endlich auszahlen – man war bei der SG Walldorf II zum zweiten Auswärtsspiel nach der Winterpause zu Gast. Der bislang sieglose Tabellenvorletzte erschien ein dankbarer Aufbaugegner, der in der Hinrunde mit 22:15 eine deutliche Niederlage hinnehmen musste. Beim TSV wird Maike Schorb wegen einer Verletzung am Fuß wohl noch länger ausfallen und da auch Madeleine Münch gegen die SG nicht dabei war, musste Trainer Christian Dörr den Rückraum neu erfinden. Unterstützung kam von der langjährigen TSV-lerin Mareike Zach, die sich seit Ende Oktober eine handballerische Auszeit nahm. Sie ersetzte Maike Schorb im linken Rückraum, für Madeleine Münch spielten auf Rechts Natascha Hess und Tanja Fischer.

Das Spiel fing gut an: Die Wieblinger Damen konnten sich in der ersten Viertelstunde mit 4 Toren zum 1:5 absetzen. Gut, weil das Ergebnis stimmte. In der Abwehr hatten die Damen des TSV den Gegner im Griff, was dennoch aufs Tor kam, konnte von der gut aufgelegten Torfrau Stephanie Gerstner entschärft werden. Der Spielaufbau verdiente jedoch eher ein Mangelhaft: Der oft geübte schnelle Anwurf wurde meist schon durch einen Fehlpass des Torhüters vereitelt; und kam es doch mal zu einem schnellen Anspiel, so scheiterte der Rückraum oft an der mit einer Spitze spielenden Walldorfer Abwehr. Anstatt die Spitze zu hinterlaufen, ließ man sich zu oft vom Gegenspieler festmachen und so das Tempo aus dem Angriffsspiel nehmen. Folgerichtig holten die Walldorfer Tor um Tor auf und kamen insbesondere durch Konter und über ihren Rückraum auf zwei Tore zum 6:8 heran. Das Spiel war körperbetont, aber nicht übermäßig hart, und so gab es bis zur Halbzeit nur zwei Verwarnungen – jeweils eine für jede Mannschaft – und eine Zeitstrafe für Walldorf. Doch auch in Überzahl vermochte der TSV seinen Vorsprung nicht auszubauen. Einfache Ballverluste, sei es beim langen Pass nach vorne oder beim Versuch, die Außen in Szene zu setzen, prägten das Bild. Positiv war in dieser Phase, dass eine starke Lisa Gagel (vier Tore) auf Halblinks durch Manndeckung an den Kreis gezwungen wurde, was der SG Walldorf einige Optionen im Angriff nahm. Der Halbzeitstand von 7:9 war nicht unverdient, aber auch nicht glanzvoll.

Es musste sich etwas ändern. In der Pause versuchte Trainer Christian Dörr seine Mannschaft wachzurütteln.Die Abwehr hatte am Schluss zu oft geschlafen, das schnelle Umschalten nach einem Ballverlust im Angriff, auch mal einen Konter verhindern – all das hatte in der ersten Halbzeit nicht oder zu langsam stattgefunden. Und im Angriff: Mehr Druck! Der Rückraum ließ sich zu weit zurückfallen, und wenn in die Lücken gestoßen wurde, so fehlten meist Wille und Kraft, den Ball noch abzuspielen. Ständig wurde das Spiel durch die SG Walldorf unterbrochen, ständig musste der TSV sein Spiel neu aufbauen. Besonders letzteres setzte sich leider auch in der zweiten Halbzeit fort. Dankenswerterweise beförderten sich in den ersten zehn Minuten der zweiten Hälfte gleich zwei Walldorferinnen auf die Strafbank, eine Situation, die die Wieblingerinnen endlich zu nutzen wussten. Über rechts kam der TSV gleich zweimal hintereinander nach einer 1-gegen-1 Situation zum Torerfolg und auch Ramona Embach auf Linksaußen konnte nun einen langen Pass zum Konter erfolgreich verwerten. Zehn Minuten vor Schluss stand es 14:20 für den TSV und der Sieg schien greifbar nahe. Doch es wollte keine Sicherheit ins Spiel der Wieblingerinnen kommen. Immer wieder erkämpfte sich Walldorf über Wechsel im Rückraum und sich anschließende geschickte Anspiele an die Kreisläuferin, die den Wieblinger Mittelblock ein ums andere Mal hinterlief, Torchancen und Siebenmeter. Letztere wurden mit 100-prozentiger Effizienz verwandelt – ein Umstand, der bei den guten Wieblinger Torfrauen selten vorkommt. Kurz vor Schluss hatte es die SG Walldorf geschafft – Ausgleich. Doch es waren noch zwei, drei Minuten zu Spielen und es gab noch einmal einen 7-Meter für Wieblingen. Nachdem Tanja Fischer drei von vier Siebenmetern sicher verwandelt hatte, trat dieses Mal Andrea Sander an – und auch sie verwandelte sicher. Die Erleichterung, aber auch der Ärger über eine hinter den Erwartungen zurückgebliebene Leistung, war den Wieblingerinnen deutlich anzumerken, als der Schiedsrichter beim Stand von 22:23 endlich abpfiff.

Am kommenden Wochenende erwartet die Damen den Tabellenfünften, KuSG Leimen II, zu Hause im Sportzentrum West. Man darf gespannt sein, ob sie es schaffen werden, daheim wieder an die guten Leistungen der Hinrunde anzuknüpfen.

Der TSV spielte in folgender Aufstellung:
Tor: Sandra Lauerwald, Stephanie Gerstner, Carolin Kerber.
Feld: Andrea Sander (5/1), Ramona Embach (3), Veronika Jahndel (5), Michelle Kößler, Natascha Hess (2), Tanja Fischer (6/3), Janika Laier, Nadja Meßner (1), Mareike Zach (1).

Veronika Jahndel

 

Dieser Beitrag wurde unter Spielberichte-Frauen1-1112 veröffentlicht. Setze ein Lesezeichen auf den Permalink.